Es gibt keine Wahrheit

 

Rolf Müller

 

Wenn man Artikel und Kommentare liest, gewinnt man den Eindruck, dass es keine Wahrheit gibt. Abhandlungen von hohem theologischem Niveau weisen die Existenz einer absoluten Wahrheit zurück. Fachleute quer durch alle Weltreligionen hindurch sagen uns, dass es nur Facetten und winzige Spuren der Wahrheit ausfindig machen kann. Wer von Wahrheit und Gewissheit spricht, eines unsinnigen Fanatismus bezichtigt.

 

Existiert keine Wahrheit mehr? Ist Jesus Christus gar nicht der Weg, die Wahrheit und das Leben? Ist der Glaube an Christus eine Lüge? Sind die Christen einem Schwindler aufgesessen? Man will die Menschen mit solchen Behauptungen verunsichern und den Glauben an Jesus Christus zerstören. Die Wahrheit wird zu Boden geworfen und mit Füßen getreten. 

 

Diese Irrlehrer haben Titel, die Respekt einflößen. Ihre Ausführungen sind brillant und beeindruckend. Wenn sie die Existenz einer objektiven Wahrheit leugnen, dürfen wir ihnen nicht folgen. Sie relativieren die Wahrheit und deuten sie um.

 

Der deutsche Kardinal Ratzinger und spätere Papst erklärte am 27. 11. 1999 an der philosophischen Fakultät der Pariser Universität, dass man bei den Religionen heute nicht mehr den Begriff "Wahrheit" anwenden könne. Das Christentum sei auch in keiner besseren Lage als die übrigen Religionen. Wer auf die Wahrheit poche, sei blind und unsinnig fanatisch. So spricht ein Mann, der mit der Verteidigung des katholischen Glaubens beauftragt ist. Das hält die evangelischen Kreise nicht davon ab, mit den katholischen "Brüdern" auf Kosten der Schrift gemeinsame Sache zu machen.

 

Auf dem charismatischen Kongress im Mai 1999 in Nürnberg erklärte der Hofprediger des Papstes, Professor Cantalamessa,  unter dem Beifall vor 4200 Teilnehmern: "Keine Kirche  hat ein Monopol auf den Heiligen Geist!" Der Pastor Pinke vom Christlichen Zentrum Frankfurt, beeilte sich, hinzuzufügen: Wir jungen Gemeinden haben uns versündigt an unseren geistlichen (katholischen) Vorfahren,  wenn wir glaubten, alles besser machen zu können. Der Mainzer Weihbischof wies auf eine Einheit in Verschiedenheit hin. Alles ist möglich, wenn eine Wahrheit entweder nicht existiert oder jeder seine eigene Wahrheit besitzt.

 

Geisterunterscheidung wird nicht benötigt, alles ist möglich, wenn die angestrebte Einheit wichtiger wird als die verpflichtende Wahrheit. Das ist nicht immer leicht zu durchschauen. Diese Thesen werden von Persönlichkeiten an uns herangetragen, deren intellektuelle Redlichkeit über jeden Zweifel erhaben scheint. Sie reden uns ein, die Anpassung der Christen an die heutige Gesellschaft sei zulässig oder sogar nötig. Es müsse mehr als Wortverkündigung geben,  die der Gemeinde von heute aufgetragen sei.

 

Die dringende Predigt von der Torheit des Kreuzes wird verwässert und verändert. Wenn wir den Inhalt der Botschaft verändern, wenn wir den Ruf zur Umkehr aufgeben, werden wir mit den Gottlosen untergehen. Die Botschaft vom Kreuz muss bleiben! Sie muss den Menschen aller Zeiten gesagt werden.

 

 

Vor unseren Augen spielt sich eine Tragödie ab. Man will nicht sehen, dass der Mensch sich von Natur aus im Aufstand gegen Gott befindet und Strafe verdient hat. Man glaubt nicht, was Gott in seinem Wort sagt. Man vertritt eine andere Meinung und macht Abstriche von der Schrift. Sie sind klüger als der Allmächtige und haben die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen. Sie wollen lieber verlorengehen.