Religionsgemeinschaft  (Apostelgeschichte 11, 27-30).

 

Rolf Müller

 

Kürzlich wurde ich auf einem Fragebogen nach meiner Religionsgemeinschaft gefragt. Was ist das eigentlich, eine Religionsgemeinschaft? Ein Bekannter sagte mir vor einiger Zeit: Ich gehöre zur Evangelischen Kirche, es kostet mich zwar eine Menge Geld, aber ich komme wenigstens einmal ordentlich unter die Erde.

 

Man braucht also eine Religionsgemeinschaft so viel oder so wenig wie die Polizei oder das Finanzamt. Es ist schade und unzutreffend, wenn der Begriff Religionsgemeinschaft für die Gemeinde Jesu gebraucht wird. Die Christen in Antiochien in der Apostelgeschichte waren keine Religionsgemeinschafft im heutigen Sinn.

 

Der alte Mann hat in seinem Leben schon viele Schlagworte gehört:  Es wird alles besser, wenn -

Hitler an der Macht ist/ die Ausbeutung verschwunden ist/ die Arbeiter und Bauern regieren/ die Atomkraft und die Kohlekraftwerke abgeschafft sind/ die Klimaerwärmung gestoppt ist und vieles andere mehr.

 

Wird wirklich alles besser? Jede neue Regierung wird mit großen Erwartungen begrüßt. Da kam im großen Römischen Reich so ein armseliger Jesusjünger Agabus daher und prophezeite eine Hungersnot. Der spinnt wohl! Die Regierung hat doch alles im Griff! Das kann doch gar nicht sein.

 

Die Christen in Antiochien spotteten nicht über den Agabus. Sie sind Realisten und vertrauen dem Wort des Herrn. Sie denken an die Brüder. Mit der Gemeinde Jesu ist etwas ganz Neues in die Welt gekommen.

 

Wie hätten wir in einer solchen Lage reagiert? Hätten wir Zucker und Mehl gehamstert? Es kommen schlechte Zeiten - also deckt euch ein! Die Christen in Antiochien beschlossen: Wir müssen den Brüdern in Judäa helfen, die sind schlechter dran als wir!

 

Bei dieser Bibelstelle musste ich an die Christen in der Bundesrepublik denken, die sich ähnlich verhalten haben. Viele haben gute geistliche Literatur in die damalige DDR geschickt und  vielen geholfen.

 

Die Größe der Dunkelheit spielt nicht die entscheidende Rolle, schon ein kleines Licht kann scheinen. In der Welt ist's dunkel, leuchten müssen wir. Das Christentum hat damals die Welt aus den Angeln gehoben. Was heben wir noch? Was bewegen wir? Sehen wir nur unsere Schwachheit? Sind wir nicht weitgehend Religionsgemeinschaft geworden? Prüfen wir uns selbst im Licht des Wortes Gottes!

 

Die Christen in Antiochien beschlossen, den Brüdern in Judäa zu helfen. Und sie beschlossen nicht nur, sie taten es auch. Was tun wir?

 

Ein Mensch denkt voller Edelsinn:

Ich gebe notfalls alles hin!

Doch eilt es ihm damit nicht sehr,

denn vorerst gibt er gar nichts her.

 

(Eugen Roth)