Die Sünde in uns

 

Yehiel De-Nur, der das Konzentrationslager überlebt hatte, trat beim Prozess gegen Eichmann in Tel Aviv als Zeuge auf. Ein Ausschnitt aus dem Film dieses Prozesses von 1961 zeigt De-Nur, wie er den Gerichtssaal betritt. Plötzlich bleibt er stehen. Er sieht Eichmann zum ersten Mal wieder, seit die Nazis ihn 18 Jahre zuvor nach Auschwitz gebracht hatten. De-Nur beginnt fassungslos zu weinen und fällt dann bewusstlos zu Boden. Was war es, das De-Nur so überwältigte? Hass? Angst? Abscheuliche Erinnerungen? Nein!

 

Wie er später erklärte, wurde ihm plötzlich bewusst: Eichmann ist jetzt nicht mehr der allmächtige Offizier, der so viele grausam in den Tod geschickt hat. Dieser Eichmann ist ja ein gewöhnlicher Mensch! "Ich hatte Angst vor mir selbst", sagte De-Nur. "Ich erkannte, dass ich auch fähig wäre, so etwas zu tun. Ich bin... genauso wie er."

 

Eine schreckliche Entdeckung! "Eichmann" ist in jedem von uns. So ist die menschliche Natur in Wirklichkeit - böse, grausam, abscheulich. Die Sünde ist in jedem von uns! Wir haben nicht nur die Möglichkeit zu sündigen, sondern tragen die Sünde selbst in uns.

 

Charles Colson war Berater des amerikanischen Präsidenten Richard Nixon. Er beteiligte sich auch am berüchtigten Watergate-Skandal von 1973, als die Regierung im Wahlkampf ihre Macht zugunsten von Nixon missbrauchte. Colson erzählt:

 

"In den turbulenten Tagen von Watergate saß ich eines Abends allein in meinem Wagen. Da sah ich plötzlich deutlich und schmerzhaft meine eigenen Sünden vor mir stehen - nicht nur die schmutzige Politik, sondern den Hass, den Trotz und das Böse tief in mir verwurzelt. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich durch und durch schuldig. - völlig unrein. Und das Schlimmste von allem war: Ich konnte nicht entkommen!

 

Diese plötzliche Erkenntnis erschütterte mich - trieb mich aber unwiderstehlich in die Arme des lebendigen Gottes. Ich schrie zu Gott, flehte um Vergebung und nahm Zuflucht zum Erlöser Jesus Christus, der am Kreuz für mich sein Leben gegeben hat. So fand ich Frieden mit Gott. In den folgenden Jahren ist mir meine eigene sündige Natur noch deutlicher bewusst geworden. Aber ich habe auch erkannt: Wenn es etwas Gutes in mir gibt, kommt es nur vom Herrn Jesus, der mein persönlicher Heiland ist."

 

Das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde.

1. Johannes 1,7

aus "Sinnlos? Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, Beröa-Verlag, 5. Auflage 2021